Spurensuche & Verantwortung – Provenienzforschung und postkoloniale Museumsarbeit in Sachsen

Claudia Maicher während Insta-Livegespräch zur Provenienzforschung vor Smartphone

(Hinweis: Die schlechte Tonqualität zu Beginn des Gesprächs bitten wir zu entschuldigen – ab Minute 16 wird der Ton besser.)

Was bedeutet Provenienzforschung für die Arbeit in Museen? Was können und sollen Museen heute und in Zukunft in diesem Bereich leisten? Und was braucht es seitens der Politik, um die Provenienzforschung in Sachsen zu stärken?

Über diese und weitere Fragen habe ich mich gestern mit Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin der Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden, Herrnhut, auf Instagram ausgetauscht. Aus dem Gespräch nehme ich viele interessante Punkte mit, und zwar unter anderem:

  • Transparenz leben und das Prozessuale in der Museumsarbeit sichtbar machen, auch wenn nicht immer alles offengelegt und aufgedeckt werden kann – für Léontine Meijer-van Mensch ein Grundgedanke mit Blick auf Provenienzforschung, der sich durch das gesamte Gespräch zog.
  • Museen als demokratische, dialogische und partizipative Orte verstehen, sich aber auch bewusst machen, was diese Begriffe tatsächlich für die Institution bedeuten.
  • Haltung und Relevanz in aktuellen Debatten zeigen und Multiperspektivität als Museum leben, dazu gehören auch langfristige interne Veränderungsprozesse (Diversität der Mitarbeiterschaft, Verwendung rassismussensibler Sprache uvm.)
  • klares Bekenntnis als Gesellschaft, aber auch als Politik zur Bedeutung von Provenienzforschung und damit auch Bekenntnis zu kolonialer Vergangenheit und weiteren Unrechtskontexten sowie zur Rückgabe von Raubgütern aller Art.
  • Museen und weitere Kultureinrichtungen, die sich mit der Aufarbeitung und Rückgabe von Sammlungsgegenständen aus Gewaltkontexten beschäftigen, stärker als Netzwerk verstehen und damit transinstitutionelle Perspektive ausbauen.
  • Provenienzforschung als eigenständige Profession und Aufgabe von Museen und weiteren Einrichtungen stärken und nicht nur als (befristete) Projektarbeit – dafür legt der aktuelle Koalitionsvertrag in Sachsen aus Sicht von Léontine Meijer-van Mensch schon einen guten Grundstein.

Vielen Dank an Léontine Meijer-van Mensch für den kurzweiligen und sehr interessanten Austausch!