Autorenlesung und Diskussion mit Omid Nouripour im Pöge-Haus

Wie stehen wir zu Begriffen, wie »Fiktionsbescheinigung« und »Vorbereitungsgesellschaft«, die Ausdruck eines verkrampften Umgangs mit Einwanderung in Deutschland sind und statt Offenheit gegenüber Einwanderung in ihrer Umständlichkeit vielmehr eine Kultur der Gefahrenabwehr widerspiegeln? Omid Nouripour, geboren in Teheran und Mitglied des Deutschen Bundestags für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, hat einen eigenen Zugang entwickelt, den er gestern Abend im Pöge-Haus mit Rudaba Badakhshi vom Leipziger Zentrum für Europäische und Orientalische Kultur e. V. und vielen anwesenden Gästen diskutierte.

Dabei rief Omid Nouripour mit Auszügen aus seinem „Lexikon für Mimimis und Bio-Deutsche“ ein ums andere Mal Heiterkeit bei vielen Gästen hervor. In der anschließenden Diskussion verbildlichte Rudaba Badakshi, dass viele Vorurteile, auf die sie in ihrer täglichen Antidiskriminierungsarbeit stößt, schlichtweg auf falsche oder verzerrte Informationen zurückgehen. Auch aus dem Publikum wurde in der Debatte kritisiert, dass das Bild von Ländern und Regionen, aus denen Menschen heute zu uns flüchten überwiegend und bewusst negativ gezeichnet wird. Viel zu wenig werde in diesem Zusammenhang auf die von Industriestaaten wie Deutschland mit hervorgerufenen Ursachen von Flucht berichtet und es dabei verpasst, globale Zusammenhänge darzustellen. Auch das ist gewiss ein Grund für die Schöpfung von gestelzten Begriffen, wie einer »Anwerbestoppausnahmeverordnung«, die Ausdruck einer einseitigen Sicht auf Einwanderung ist.

Sicher: legale und sichere Einreisewege in die EU, die wir GRÜNE statt der derzeitigen tödlichen Abschottungspolitik der EU-Mitgliedstaaten fordern, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr globaler Gerechtigkeit. Sie können aber nur ein Teilschritt sein – neben der wichtigen Bekämpfung von Fluchtursachen, aber auch neben der Arbeit an uns selbst, wenn es darum geht, einen Wandel in der Kultur der Einwanderungspolitik in Deutschland gelingen zu lassen.