Auf Nachbarschaftstour beim Erich-Zeigner-Haus e.V.

Claudia Maicher im Gespräch mit Raimund Grafe vom Erich-Zeigner-Haus e.V.

Ein Ort für gelebte Zivilcourage und Demokratie, heute wie gestern – das macht das Erich-Zeigner-Haus im Leipziger Westen aus. 1999 gründete sich der gleichnamige Verein, der seither das antifaschistische, zivilcouragierte Handeln Erich Zeigners fortführt. Bevor der Verein für umfangreiche Sanierungsarbeiten aus dem Haus auszieht, besuchte ich ihn Anfang Dezember im Rahmen meiner Nachbarschaftstour.

Als überzeugter Sozialdemokrat setzte sich Erich Zeigner Zeit seines Lebens für das Wachsen demokratischer Strukturen ein. Nach seinem Eintritt in die SPD 1919 war er von 1921 bis 1923 sächsischer Justizminister, 1923 für ein halbes Jahr Ministerpräsident Sachsens und von 1945 bis 1949 Oberbürgermeister von Leipzig. Zeigner engagierte sich im Leipziger Rettungswiderstand und half Jüdinnen und Juden, sich vor den Nazis zu verstecken.

Als Bildungs- und Begegnungsstätte für politische Jugend- und Erwachsenenbildung vermittelt der Erich-Zeigner-Haus e.V. heute Schüler*innen Wissen über Menschen aus dem Rettungswiderstand in der NS-Zeit. Mit dem »Stolpersteinprojekt« helfen sie Schülergruppen, konkrete Opferbiografien selbst zu recherchieren bis hin zur Verlegung von Stolpersteinen für Verfolgte der NS-Diktatur. Seit vielen Jahren koordiniert der Verein zudem die Gedenkaktion zur Mahnwache und zum Stolpersteine putzen am 9. November, die mittlerweile von vielen Menschen getragen wird. Öffentliche Vorträge und Veranstaltungen über rechtspopulistische, rassistische und antidemokratische Strukturen ergänzen die Arbeit.

Mit dem neu gegründeten »Leipziger Netzwerk für Demokratie« will das Vereinsteam ein überparteiliches, unabhängiges Netzwerk schaffen, das als Sprachrohr für Anliegen der Leipziger*innen dienen und zwischen bestehenden Akteur*innen und Strukturen vermitteln soll.

Übrigens: Für den Umzug und die Restaurierung des historischen Mobiliars ist der Verein auf Spenden angewiesen – wer unterstützen kann und mag, hat noch bis Ende Dezember 2023 die Möglichkeit dazu.