»Texte gegen Hass« – Szenische Lesung am 23. März, 19.00 Uhr, Zschochersche Str. 59, Leipzig

#nohatespeech - Texte gegen Hass

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen veranstalten eine szenische Lesung, u. a. mit Texten von Victor Klemperer, Elias Canetti, flohbude, Raphael Thelen, inszeniert von Maximilian Grafe.

In der Reihe »Texte gegen Hass« werden Markus Lerch, Schauspieler im Schauspielhaus Leipzig, und Jürgen Kasek, Landesvorstandssprecher von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen, literarische Texte zum Thema lesen und im Anschluss mit Bürgerinnen und Bürger ins Gespräch kommen.

„so eine Zecke muss man aus dem volkskörper entfernen und zwar sofort“
Facebooknutzer Adi K.

Ein Ordner von Legida wird zusammengeschlagen und gefährlich verletzt. In den Netzwerken und sozialen Plattformen, die die Leipziger „Spaziergänger“ nutzen und die sie hervorgebracht haben ist der Schuldige schnell ausgemacht: Der Landesvorstandssprecher der Grünen in Sachsen, Jürgen Kasek, heißt es, habe Fotos des Ordners gemacht und „Dann schicke ich dir meine Antifa“ zu ihm gesagt. Ein Faktencheck scheint nicht mehr nötig. Stattdessen lässt sich die reflexhafte Reaktion bestaunen, wie sie u.a. in Kommentarspalten und sozialen Netzwerken tagtäglich immer wieder zu finden ist. Hundertfach diffamieren und bedrohen Menschen in Facebook-Posts, Emails und Anrufen den GRÜNEN-Politiker.

„Das Wort ist der Schatten der Tat.“
– Demokrit

Unter den Betroffenen sogenannter „Hatespeech“ finden sich Politiker*innen, genauso wie Aktivist*innen, Journalist*innen oder etwa Kinder und Jugendliche an Schulen. Sie werden persönlich herabgesetzt und in der vermeintlichen Anonymität des Netzes oder dem gefühlten Schutz der Gruppe beleidigt, erniedrigt und terrorisiert. Die digitale „Hatespeech“ geht dabei eine unheilvolle Verbindung mit ihren analogen Äquivalenten ein, wie sie auf Demonstrationen und politischen Kundgebungen immer wieder zu hören sind. Sprache wird so zu einem Akt der Gewalt, in den sich nicht erst seit den Angriffen auf Flüchtlingsheime überall in Deutschland immer wieder die bange Frage nach dem Umschlagpunkt dieser verbalen Gewalt in ihr reales Pendant mischt.

„Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“
– Victor Klemperer

So spezifisch das Phänomen der „Hatespeech“ in Zeiten des Internets anmuten mag, so alt ist sein Kern. Vor diesem Hintergrund verbindet die Lesung Texte von digital natives und Canetti, von Bloggern und Klemperer mit deren Hilfe der Schauspieler Markus Lerch (Schauspiel Leipzig) der schleichenden Unterwanderung der Worte und ihrer stillen Instrumentalisierung für Hass und Gewalt nachgeht. Während vor dem Hörer die analytische und poetische Energie dieser Texte entfaltet wird, brechen immer wieder die Original-Zitate der „hater“ in die Lesung ein und verwandeln diese in einen theatralen Erfahrungsraum einer szenischen Hassrede.