9. Oktober, Leipzig. Das ist jedes Jahr ein ganz besonderer Tag zum Rückblicken, Innehalten und zum Nachvorneschauen.

Die Friedensgebete in der Nikolaikirche waren für viele – auch für Menschen, die zu der Zeit in anderen Orten der DDR lebten – ein Symbol und Halt für die Hoffnung auf Veränderung.

Es berührt mich, auch heute so viele Jahre nach der friedlichen Revolution im Friedensgebet in der Nikolaikirche zusammenzukommen und an die vielen mutigen Leipziger*innen zu denken, die lange vor dem 9.Oktober 1989 den Grundstein für die Ereignisse vor 32 Jahren gelegt haben. Wie viel Mut, Selbstlosigkeit und Veränderungswillen sie besaßen, um für Freiheit, Umweltschutz, Gerechtigkeit einzutreten, ist für mich vorbildhaft.

Auch heute setzen Menschen für Freiheit und Demokratie ihres Landes ihr persönliches Leben aufs Spiel. In Belarus kämpfen besonders Frauen ungebrochen und gewaltfrei für ein Ende der Diktatur. Viele bezahlen teuer in den Gefängnissen dafür und geben doch nicht auf. Ihnen gehört unsere Solidarität und Unterstützung. Auch das ist unsere Verantwortung aus der friedlichen Revolution. Vielen Dank an Ina Rumiantseva für ihre eindrückliche Mahnung daran gestern in der Nikolaikirche.

Auch Vitali Klitschko der Oberbürgermeister unserer Partnerstadt Kiew, erinnerte an den fortlaufenden Kampf für Demokratie und Erhalt der europäischen Werte in der diesjährigen Rede der Demokratie.

Gerade an diesem Tag ist das Mahnung an uns alle. Denn die schrecklichen antisemitischen Ereignisse heute vor zwei Jahren in Halle gehören auch in die Geschichte dieses 9.Oktober. Seitdem ist dieser Leipziger Feiertag unzertrennlich mit dem Anschlag auf die Synagoge verbunden. Antisemitismus ist immer noch mitten unter uns. Wir entscheiden, wie viel Platz er bekommt.

Beim Lichtfest Leipzig standen dieses Jahr die Themen Transformation, Nachhaltigkeit, Erinnerung im Fokus. Die Plätze wurden durch drei europäische Künstlerteams aus Deutschland, Ungarn und Spanien mit ihrer Perspektive auf Leipzig 1989 gestaltet.

* Burgplatz: „Ring (do/undo/redo)“ Brut Deluxe, Madrid. In Kooperation u.a. mit Restlos Leipzig, Kunststofferei und den Bunten Gärten

* Augustusplatz: „WIR SIND“ Glowing Bulbs, Budapest) u.a. in Zusammenarbeit mit dem Archiv Bürgerbewegung Leipzig

* Richard-Wagner-Platz: „89 Stimmen“ Loomaland, Berlin in Kooperation mit der Frauenkultur Leipzig

Der Tag wirkt nach. Danke allen Aktivist*innen und Künstler*innen.