Redebeitrag zur Beteiligung von politischen Parteien und Wählergruppen an Medienunternehmen 4. Juli 2019 Redebeitrag der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher zum Gesetzesentwurf der AfD „Gesetz über das Verbot der Beteiligung von politischen Parteien und Wählergruppen an Medienunternehmen“ Drs 6/17058 Sehr geehrter Herr Präsident, Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass die GRÜNE Fraktion diesen Gesetzentwurf ablehnt, dürfte nicht überraschen. Die AfD-Fraktion hat es uns diesmal aber auch besonders leicht gemacht. Ich frage mich: Kann die AfD nach fünf Jahren Parlamentszugehörigkeit immer noch keine rechtsförmlichen und verfassungsmäßigen Gesetzentwürfe vorlegen oder will sie das einfach nicht? Der Gesetzentwurf strotzt nur so vor juristischer Unfähigkeit: In Artikel 1 soll eine Gesetzesstelle geändert werden, die es gar nicht gibt. Ein entsprechender Änderungsantrag liegt bis heute nicht vor. Mit Gesetzeszitaten nimmt man es offenbar nicht so genau. Bei so einer grundlegenden Minderleistung kann man natürlich nicht erwarten, dass der Gesetzentwurf den Anforderungen an die Rechtsförmlichkeit entspricht. Eine tiefgehende materiell-rechtliche Auseinandersetzung mit dem Parteien-, Unternehmens- und Presse- und Rundfunkrecht findet auch nicht statt. Sie, meine Damen und Herren der AfD, kramen lieber in alten Bundestagsdrucksachen, pinseln sie eins zu eins und ohne große Unterscheidung zwischen Bundes- und Landesebene ab. Merken Sie eigentlich, dass solche Initiativen aus guten, verfassungsrechtlichen Gründen vom Bundestag abgelehnt wurden? Das Totalverbot der Beteiligung von Parteien an Medienunternehmen, das CDU, CSU und FDP damals gefordert haben und das sie heute fordern, ist schlicht verfassungswidrig. Das hat das Bundesverfassungsgericht schon 2008 klar entschieden. Demokratische, rechtsstaatlich verankerte Parteien akzeptieren gemeinhin die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Sie allerdings, lassen sie schlicht unter den Tisch fallen. Das spricht für sich. Neben allen juristischen Fehltritten soll der Gesetzentwurf aber vor allem über die eigene medienpolitische Strategie der AfD hinwegtäuschen. Denn diese ist auf nichts anderes ausgerichtet als die massive Beeinflussung der Berichterstattung und Meinungsbildung. Es gibt zwar keine direkten, offenen Beteiligungen der AfD an klassischen Medienunternehmen. Aber zusammen mit anderen Akteuren der Neuen Rechten betreibt die AfD einen immensen Aufwand zur Schaffung einer medialen Gegenöffentlichkeit und neurechter Denkblasen. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht, seien es Fake News, Informationskanäle, die sich als Tarnseiten der AfD entpuppen oder aber klare politische Hetze gegen alle, die nicht in ihr Weltbild passen. Zum Konzept gehören auch massive Verbindungen von AfD-Mitarbeitern zu Neurechten, aber auch alteingesessenen rechtsextremen Medien. Hinsichtlich der Bundestagsfraktion ist das weithin bekannt. Mit öffentlichen Fraktionsgeldern kauft sich die AfD-Bundestagsfraktion also nicht nur Medienkompetenz gezielt aus dem rechten Spektrum, sondern auch Medienpräsenz. Denn die mediale Vermarktung der eigenen Themen und Ansichten ist für die AfD, die allein vom Populismus lebt, von zentraler Bedeutung. Dieser Gesetzentwurf ist ein weiterer klarer Beweis für Doppelzüngigkeit der AfD. Wie im politischen Betrieb, so wollen sie auch in der Medienlandschaft Konkurrenten beseitigen und die Deutungshoheit über die angebliche Volksmeinung haben. Aber die haben Sie nicht. Vielen Dank. Weiteres zum Thema:Pressegesetz – Ausreichend Transparenz ist auf Basis des geltenden Rechts bereits gegeben 20. März 2024 Redebeitrag der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (BÜNDNISGRÜNE) zum Gesetzentwurf der AfD-Fraktion „Gesetz zur Änderung des…70 Jahre Volksaufstand: Freiheit nutzen heißt Demokratie leben 1. Juni 2023 Redebeitrag der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (BÜNDNISGRÜNE) zur zweiten Aktuellen Debatte auf Antrag der CDU-Fraktion…Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen von studentischen Beschäftigten 9. November 2023 Redebeitrag der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktion DIE LINKE "Lohn- und…
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