KZ Sachsenburg braucht endlich eine Gedenkstätte

Claudia Maicher im Gespräch mit Gisela Heiden von der Lagerarbeitsgemeinschaft KZ Sachsenburg

Im Mai 1933 richteten die Nationalsozialisten eines der ersten Konzentrationslager auf dem Gelände einer Baumwollspinnerei in Sachsenburg ein. Vor allem politische Gegner wurden dort inhaftiert und misshandelt. Das KZ bestand bis 1936 und war ein Experimentierfeld für Methoden und Personal, die später in Buchenwald oder Groß-Rosen zum Einsatz kamen. Die Aufarbeitung der Geschichte dieses frühen KZs eröffnet nicht zuletzt einen wichtigen Zugang zum Verständnis des Übergangs von der Weimarer Republik in den NS-Terrorstaat. Hier liegt eines der wichtigsten Entwicklungsfelder für die Erinnerungskultur in Sachsen.

Ich war wieder einmal auf dem Gelände des ehem. KZ Sachsenburg, um mir vor Ort ein Bild zu machen. Mit dem Bürgermeister der Stadt Frankenberg Thomas Firmenich und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter für den Aufbau der Gedenkstätte Dr. Mykola Borovyk habe ich über den Stand der Dinge zum Aufbau der Gedenkstätte gesprochen.

Kritischer Rückblick zum Umgang mit Kommandantenvilla

Mir war auch ein kritischer Rückblick zum Umgang mit der inzwischen bis auf den Sockel abgetragenen ehemaligen Kommandantenvilla wichtig. Bis zuletzt hatten sich die bürgerschaftlichen Initiativen Geschichtswerkstatt und Lagerarbeitsgemeinschaft, aber auch überregionale Aufarbeitungsnetzwerke und wissenschaftliche Akteure dafür ausgesprochen, mehr Bausubstanz zu erhalten. Die Ansichten zur Rolle der Villa im Gesamtkonzept und letztlich auch zur bautechnischen Machbarkeit des Erhaltes von Bauteilen bleiben weiterhin kontrovers und sind nun Teil der Geschichte der künftigen Gedenkstätte.

Umso wichtiger ist es jetzt, bei der weiteren Gestaltung der Dauerausstellung und des Nutzungskonzeptes Vertrauen aufzubauen. Das geht vor allem durch Transparenz und maßgebliche Beteiligung von fachlich-wissenschaftlicher Expertise und der gesellschaftlichen Initiativen. Das Ziel ist es, einen qualitativ hochwertigen Lern- und Erinnerungsort zu errichten, der vor Ort, in Sachsen und weit über Sachsen hinaus gesellschaftlich verankert ist.

Voraussetzungen für Förderbescheide von Bund & Land müssen jetzt geschaffen werden

Ich habe an die Verantwortlichen in der Stadt Frankenberg appelliert, nun dringend die vorbereitenden Maßnahmen voranzutreiben, damit die Voraussetzung für einen endgültigen Förderbescheid der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Sächsischen Staatsministerin für Kultur und Tourismus vorgelegt werden können. Erst dann können die eigentlichen Arbeiten der Planung und Sanierung in Auftrag gegeben werden und die Gedenkstätte nach so vielen Jahren Gestalt annehmen.

Mit Gisela Heiden, Vorsitzende der Lagerarbeitsgemeinschaft, habe ich mich anschließend über die Perspektiven der Lagerarbeitsgemeinschaft in dem bisherigen Prozess und beim weiteren Aufbau der Gedenkstätte ausgetauscht. Gemeinsam haben wir das künftige Hauptgebäude der Gedenkstätte, die ehemalige Kommandantur, und die darin noch geradeso erhaltenen und deshalb dringend zu sichernden authentischen Zeugnisse in den Zellen besichtigt.

Ich danke den Ansprechpartner*innen für die Einblicke. Das Gelände und die Räume waren für mich – auch im aktuellen Zustand – ein Ort, der zu (ge)denken aufgibt.