Tag des Baumes – GRÜNE unterstützen Wildapfelprojekt im Leipziger Auwald

Am 25. April, dem Tag des Baumes, habe ich gemeinsam mit dem Leipziger Kreisverband 120 Setzlinge des Wildapfelbaumes auf einer rund 800 qm großen Fläche im Leipziger Auwald gepflanzt. Gemeinsam mit dem Stadtförster waren wir dazu im Forst Burgaue in Böhlitz-Ehrenberg unterwegs.

Wir bekamen vom Förster außerdem Informationen zu notwendigen Baumfällungen und der zu schaffenden Artenvielfalt im Auwaldgebiet nach Jahrzehnten der Monokultur. Für den Auwald soll ein langfristiges Waldkonzept entstehen, welches unabhängig von kurzfristig wechselndes Landesperspektiven und schwankenden Finanzierungen und Zuständigkeitswechseln umgesetzt werden kann.

Ich freue mich sehr, dass wir Grünen am Tag des Baumes unseren praktischen Beitrag zur Wiederherstellung der Artenvielfalt im Leipziger Auwaldgebiet leisten konnten. Im folgenden möchte ich das ‚Wildapfelprojekt‘ des Leipziger Stadtforstes gern näher erläutern.

Im Rahmen der Umsetzung dieses Entwicklungszieles – Schaffung arten- und strukturreicher Stadtwälder – hat seit 1996 eine Kartierungen ökologisch wertvoller Bäume stattgefunden. So wurden zum Beispiel Starkeichen, Starkulmen, starke Feldahorne, aber auch das Vorkommen von Wildäpfeln kartographisch erfasst. Der Wildapfel ist in unseren Wäldern ökologisch sehr bedeutend (nach Aussage der Universität Leipzig gibt es im Leipziger Auenwald, wie auch immer begründet, keine natürlichen Vorkommen von Wildbirnen). Weiterhin liegt seine Bedeutung auch darin, dass er als nicht domestizierte Baumart noch über einen sehr großen Genpool verfügt, der eventuell von großer Bedeutung für die Menschen bei der Zucht weiterer Kultursorten haben kann.

Da der Wildapfel über keine wirtschaftliche Bedeutung verfügt (das Holz ist, sowohl was die produzierte Masse als auch was die Qualität betrifft, nicht attraktiv) wurde er in den vergangenen Jahrhunderten nicht nur vernachlässigt, sondern oft bewusst bei der Bewirtschaftung der Auenwälder unterdrückt. Weiterhin hat die Aufgabe der Mittelwaldbewirtschaftung dazu geführt, dass durch die „Ausdunklung“ der Bestände der doch recht lichtbedürftige Wildapfel nicht mehr konkurrenzfähig war. Das führte insgesamt zu einem Rückgang dieser interessanten Baumart. Ein weiteres Problem war und ist die Bastardisierung mit Hausäpfeln. Durch die intensive gärtnerische Nutzung des Umfeldes des Leipziger Stadtwaldes standen viele Wildäpfel in der Pollenwolke von Hausäpfeln, was dazu führte, dass eine Bastardisierung stattfand und ein Teil der heute im Auenwald vorgefundenen „wilden Äpfel“ entweder reine Hausäpfel sind (zurückzuführen auf weggeworfene Apfelreste durch Waldbesucher) oder Bastarde zwischen Hausäpfeln und Wildäpfeln. Nebenbei zu erwähnen ist, dass der echte einheimische Wildapfel, wie wir ihn im Leipziger Auenwald vorfinden (Malus Sylvestris) nicht der Vorfahre unserer Hausäpfel ist. Die „Vorfahren“ unserer Hausäpfel stammen von Wildäpfeln in Persien und Umgebung ab.Die Kartierung der vorgefundenen „Wilden Äpfel“ war der erste Schritt zur Arterhaltung im Leipziger Stadtwald. In den folgenden Jahren wurden immer wieder Früchte gesammelt, im Botanischen Garten der Universität Leipzig angezogen, anhand von phänologischen Merkmalen erfolgte dann die Aussortierung der Exemplare, die die meisten Merkmale eines reinen Wildapfels aufwiesen, und diese wurden dann wieder in den Leipziger Auenwald gepflanzt.
Ein Problem war, dass es nicht so ohne weiteres möglich ist, Bastarde von reinen Wildäpfeln zu unterscheiden.

Der Abteilung Stadtforsten ist es gelungen, die Technische Universität Dresden (Tharandt) und das Büro Pro Arbore als Partner zu gewinnen. Unter Federführung des Büros Pro Arbore und mit Hilfe von Förderungen durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt vom 02.05.2011 bis zum 01.05.2014 wurde ein gemeinsames Projekt zur Erhaltung des Wildapfels im Leipziger Auenwald durchgeführt. Das entsprechende Projekt bzw. die Unterlagen sind auf der Homepage des Vereines ENEDAS eingestellt und können dort durchgelesen werden.

Im Ergebnis dessen wurden 126 vermeintliche Wildäpfel nochmals nachkartiert und es wurden verschiedene genetische, morphologische und lichtökologische Messungen durchgeführt, um bestmöglich Erhaltungsmaßnahmen für das Wildapfelvorkommen im Leipziger Stadtforst entwickeln zu können.

Es stellte sich heraus, dass von 120 untersuchten Bäumen 93 Bäume mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit echte Wildäpfel darstellen.

Neben anderen erarbeiteten Empfehlungen zum weiteren Umgang mit den kartierten Bäumen bzw. vor allem mit den erwiesenermaßen Kulturäpfeln bzw. auch Bastarden (zum Beispiel Entnahme) oder waldbaulicher Behandlung der reinen Wildäpfel (zum Beispiel Freistellen zur Vitalisierung) wurden auch mehrere „reinrassige“ Wildäpfel beerntet und in der Baumschule der TU Dresden wurden Sämlinge angezogen. Im Jahr 2016 werden im Frühjahr 500 kleine Bäume und im Herbst 500 Bäume in den Leipziger Stadtwald eingebracht. Als Pflanzort für die ersten 500 Bäume, die im Frühjahr 2016 gepflanzt werden sollen, wurde zum einen für einige wenige Exemplare, die im letzten Winter neu angelegte Mittelwaldfläche im Naturschutzgebiet Burgaue ausgesucht, und es wurde mit den Wissenschaftlern vereinbart, dass im Bereich der meisten Vorkommen von reinen Wildäpfeln (bei Gundorf im nördlichen Auenwald) ein Femelloch angelegt wird, was komplett mit Wildäpfeln bepflanzt werden soll. Durch die Lage in einem geschlossenen Waldgebiet ist eine weitestgehende Sicherung gegen Verbastardisierung mit Hausäpfeln gegeben. Auf dem Femelloch, also „unter freiem Himmel“, kann eine ausreichende Lichtversorgung erfolgen, und perspektivisch können die Bäume, die auf verschiedene Mutterbäume zurückgehen, sich gegenseitig selbst befruchten und damit die Nachkommen „artrein“) produzieren. Weiterhin ist es natürlich auf diese Art einfacher, die entsprechenden gepflanzten Wildäpfel wieder aufzufinden und später die dann produzierten Früchte zu einer weiteren Vermehrung des Wildapfels im Leipziger Stadtwald oder auch bei zur Pflanzung auf Neuaufforstungsflächen zu nutzen.