Vielfältige Forschungslandschaft Sachsens als Stärke nutzen 1. Juni 20227. Juni 2022 Redebeitrag der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (BÜNDNISGRÜNE) zur Zweiten Aktuellen Debatte „Forschungsland Sachsen – Innovationsstandort aus Tradition“ 51. Sitzung des 7. Sächsischen Landtages, Mittwoch, 1.6.2022, TOP 2 – Es gilt das gesprochene Wort – Sehr geehrter Herr Präsident,Werte Kolleginnen und Kollegen, Die sächsische Industrielandschaft, in Geschichte und Gegenwart, zeichnet ein beeindruckend vielfältiges Bild der sächsischen Forschungs- und Entwicklungsstärke. Alle eint der treibende Motor, das Leben der Menschen durch intelligente Lösungen besser zu machen, das Wirtschaften zu verändern und sich den drängendsten Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Mit einem der dichtesten Standorte an außeruniversitären Forschungseinrichtungen und einer breit aufgestellten Hochschullandschaft ist Sachsen attraktiv für Forscher*innen aus aller Welt. Eine gelebte Willkommens- und Integrationskultur, die auf offenes Zugehen und ein dauerhaftes Bleiben gerichtet ist, ist dabei unverzichtbar. Die Absolventinnen und Absolventen sollten wir mit besten Arbeits- und Lebensbedingungen im Freistaat halten. Wissenschaft kann sich nur in demokratischen Strukturen bestmöglich entfalten. Die Achtung der Wissenschaftsfreiheit ist dabei unerlässlich. Jeder Angriff auf sie muss zurückgewiesen werden, auch hier im hohen Hause. Die Menschheit steht derzeit vor großen technologischen, ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. So viele Krisen, die auf einmal zu bewältigen sind. Und daher ist es unverzichtbar, neben dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich die geisteswissenschaftliche Forschung stärker in den Blick zu nehmen, um gesellschaftliche Prozesse zu verstehen. Wir brauchen ein neues Verständnis von Innovation, das neben technischen ebenso sozialen und ökologischen Fortschritt in den Blick nimmt. Wissenschaft und Forschung übernehmen eine immer wichtigere Rolle für das Miteinander und die Verständigung in der Gesellschaft. Das hat nicht zuletzt die Coronapandemie gezeigt. Transfer in die Gesellschaft, Wissenschaftskommunikation, Citizen Science und Bürger*innen-Wissenschaft bringen die Forschung weiter. Beispielhaft finde ich hier die Arbeit des iDiv – das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung – nicht nur bei der Entwicklung der Citizen-Science-Strategie 2030, sondern auch bei der Vermittlung und Bereitstellung öffentlich zugänglicher Forschungsdatenbanken zu Pflanzenvielfalt und Biodiversitätsveränderungen und seinen Policy Impact auf allen Ebenen. Die Suche nach nachhaltigen, umwelt- sowie ressourcenschonenden Herstellungs- und Verwertungsprozessen durchzieht eine Vielzahl an Forschungsfeldern und Standorten. Um Chemnitz und Zwickau, seit der Industrialisierung das Zentrum für Fahrzeug- und anlagenbau, wird an der Veränderung des Mobilitätsverhaltens und der gewählten Antriebe geforscht. Wieder steht das Thema Elektrifizierung ganz oben auf der Agenda. Die Region kann insbesondere durch das Cluster HZwo erneuerbaren Energien, Klimaneutralität und dem Potential des grünen Wasserstoffes einen Schub verleihen. Dresden hat sich nicht nur als Zentrum der Mikroelektronik etabliert. Die Technische Universität widmet sich in mehreren erfolgreichen Verbünden der Forschung an Künstlicher Intelligenz, einem der größten Zukunftsthemen der Menschheit, und kann hierfür nun eine von deutschlandweit 3 „Konrad Zuse Schools“ aufbauen und die internationale Sichtbarkeit erhöhen. Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, wie wichtig eine herausragende vielfältige medizinische und biotechnologische Forschung ist. Der demographische Wandel macht sie unverzichtbar. Die medizinischen Fakultäten in Leipzig und Dresden und dem dichten Netz an außeruniversitären Forschungseinrichtungen gehören hier insbesondere auch mit den Projekten Nationale Kohorte und der Erforschung und Entstehung von Volkskrankheiten, OncoRay und LIFE zu den bedeutenden Forschungsstandorten in Deutschland. Die breit aufgestellte Forschungslandschaft ist unsere Stärke und soll unser Merkmal bleiben.Wir brauchen Dynamik, Weiterentwicklung und kein Beharren auf Gestern.Die Traditionen von morgen sind die Innovationen von heute. Grundlage dafür ist die auskömmliche Finanzierung unserer Hochschulen und eine technologieoffene, zukunftsgerichtete Forschungsförderung. Mindestens genauso wichtig ist aber ein Freistaat, der für Offenheit und Wissenschaftsfreiheit steht, der nach Vorn geht und nicht zurück. Der Menschen egal woher sie kommen, willkommen heißt. Das könnte doch eine gute und zukunftsweisende Tradition werden, die das Forschungsland Sachsen bereichert. Vielen Dank. 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