Provenienzforschung in Sachsen – mehr Aufarbeitung & Aufklärung

Bild von Außenansicht des Grassi Museums in Leipzig

Der heutige Tag der Provenienzforschung ist ein guter Anlass, um die Bedeutung der Provenienzforschung in den Blick zu nehmen. Denn diese wissenschaftliche Arbeit ermöglicht erst die Transparenz und Aufarbeitung des Unrechts in den Ausstellungen und Beständen von Museen, Bibliotheken und Kunsteinrichtungen. Es ist deshalb weiterhin wichtig, die Provenienzforschung in Sachsen zu stärken und ihre Arbeitsbedingungen öffentlich zu diskutieren. Ein gutes Beispiel, um Transparenz und Dialog in diesem Kontext zu fördern, ist die gemeinsame Online-Plattform der sächsischen Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden und Herrnhut. Sie widmet sich der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit, klärt über Begrifflichkeiten auf und informiert über alle Rückgaben der Museen und den dahinterliegenden Prozess.

Sachsen zeigt Verantwortung für Aufklärung und Wiedergutmachung

Der Freistaat Sachsen ist in den letzten Jahren seiner Verantwortung zur Aufklärung und Wiedergutmachung zunehmend besser nachgekommen. Darauf habe ich als BÜNDNISGRÜNE Abgeordnete immer wieder gedrängt. So wurden zuletzt im November 2019 sterbliche Überreste aus den Ethnographischen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) in Leipzig an Vertreter*innen von Herkunftsgemeinschaften aus Australien übergeben. Weitere Restitutionen in Zusammenarbeit mit Australien, Namibia und Neuseeland sind in Vorbereitung.

Jetzt muss die Provenienz-Forschung und die Unterstützung beim Umgang mit Sammlungsgut aus Gewaltkontexten weiter gestärkt und in die Breite der kulturellen Landschaft gebracht werden. Ich bin deshalb froh, dass wir die Fortsetzung des Programms DAPHNE bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) im Koalitionsvertrag vereinbart und auch die besondere Bedeutung der staatlichen Ethnographischen Sammlungen herausgehoben haben.

Außerdem haben wir schon in der letzten Legislatur die Debatte zur Unterstützung kleinerer öffentlicher Bibliotheken bei der wissenschaftlichen Suche nach NS-Raubgut angestoßen und eine Koordinierungsstelle bei der Landesfachstelle für Bibliothekswesen gefordert. Die Einrichtung der Stelle ist nun im Koalitionsvertrag verankert. Diese kann die bisherigen Erfahrungen an der Universitätsbibliothek (UB) Leipzig, der SLUB und der Stadtbibliothek Bautzen aufgreifen, auch im Hinblick darauf, wie Restitutionen gefördert und die Aufarbeitung öffentlich sichtbar gemacht werden kann. Die Provenienzforschung und Restitutionen zu stärken ist mir persönlich in den aktuellen Doppelhaushaltsverhandlungen ein besonderes Anliegen. Ich freue mich, wenn es dafür Zustimmung im Sächsischen Landtag gibt und DAPHNE erfolgreich weitergeführt und eine Koordinierungsstelle NS-Raubgut eingerichtet werden kann.

Veranstaltungen zum Tag der Provenienzforschung 2021 in Leipzig

Zum Tag der Provenienzforschung am 14. April 2021 machen auch viele Leipziger Einrichtungen in Online-Veranstaltungen auf die wichtige Aufgabe der Provenienzforschung aufmerksam. Die Deutsche Nationalbibliothek recherchiert „Heiße Spuren und Cold Cases“ in ihren historischen Beständen; das GRASSI Museum für Angewandte Kunst untersucht, woher einzelne Objekte in ihren Ausstellungen stammen; oder das Naturkundemuseum Leipzig nähert sich „kinderleicht“ dem komplexen Thema der Provenienzforschung. Eine Übersicht der Veranstaltungen gibt es hier.

Weitere Informationen:

Blogbeitrag der Reihe “Provenienz und Politik” zum GRÜNEN-Standpunkt zur Provenienzforschung

Hintergrundpapier und Antrag der Landtagsfraktion zu NS-Raubgutforschung in Bibliotheken