Leben von der Kunst? Reger Austausch mit freien Kulturschaffenden in Dresden

Kulturgespräche in Dresden - Leben von der Kunst 1

‚Leben von der Kunst? Freie Künstler*innen und Kulturförderung‘ – mit dieser Frage im Gepäck war ich Ende Juli in Dresden mit dem kulturpolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion Erhard Grundl und mit Mitgliedern von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dresden unterwegs.

Besuch von freien Kulturschaffenden in Dresden

Wir haben freie Kulturschaffende besucht und über die aktuelle Situation gesprochen, denn die Corona-Pandemie hat die Probleme und Möglichkeiten der freien Kulturszene wie ein Brennglas verstärkt und sichtbar gemacht.

Als erstes besuchten wir riesa efau, das Kultur Forum Dresden. In dem Verein in der Dresdner Friedrichstadt steht kulturelle und künstlerische Bildung, Kunstvermittlung, zeitgenössische Kunst sowie die Auseinandersetzung mit der Interaktion von Kunst und Gesellschaft im Fokus. Das Haus steht sowohl Kindern und Jugendlichen, als auch Erwachsenen und Senior*innen offen, um sich mit eigenen Ideen und Aktivitäten kreativ und künstlerisch einzubringen und auszutauschen.

Dann waren wir im objekt klein a, einem Dresdner Kultur- und Nachtclub, im Gespräch mit dem Klubnetz Dresden e.V., das sich als Interessenvertretung für die Clubs und Livemusikspielstätten in Dresden stark macht.

Arbeits- und Lebensbedingungen freischaffender Künstler*innen im Fokus

Am Abend durfte ich mit tollen Gästen auf dem Podium und vielen Interessierten über die unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen freischaffender Künstler*innen, bestehende Fördermöglichkeiten, viel zu niedrige Honorare oder mangelhafte Absicherung bei Arbeitslosigkeit, Rente oder Gesundheit sprechen und was sich ändern müsste für eine gerechtere Kulturförderung und faire Arbeitsbedingungen.

Mich und Cindy Hammer (Tänzerin und Choreografin, go plastic company), Christian Rätsch (Bildender Künstler, Vorsitzender des Künstlerbunds Dresden), Milko Kersten (Dirigent, Präsident des Sächsischen Musikrats) und Erhard Grundl (kulturpolitischer Sprecher der bündnisgrünen Bundestagsfraktion) beschäftigte die Frage, ob wir uns während der Coronapandemie von besseren Bedingungen eigentlich noch mehr entfernt oder sogar an bessere Bedingungen angenähert haben und warum?

Viele Freie Künstler*innen sind lange Zeit durchs Raster der Hilfsprogramme gefallen, Rücklagen mussten aufgebraucht werden, die Alterssicherung hat noch weiter gelitten und der Blick in die Zukunft ist weiterhin ungewiss. Die Krise hat nochmal deutlicher gemacht, was vorher schon Fakt war: nämlich die prekäre Einkommenssituation.

Deutlich wurde: das Thema faire Bezahlung, soziale Standards, fehlende Honorarrichtlinien standen auch vor der Pandemie schon ganz oben auf der kulturpolitischen Agenda von Kulturschaffenden und Verbänden. Das muss nun auch kulturpolitisch angegangen werden. Auch der lebhafte Austausch mit den Anwesenden hat gezeigt, das Bewusstsein für die Einkommens- und Arbeitsformen im Kulturbereich über die Szene hinaus wurde in den letzten Monaten geschärft.

Vielen Dank an die Dresdner Grünen sowie an alle Beteiligten für die tolle Organisation und die rege Diskussion!