Lehrernachwuchs gefährdet? − Die Lehramtsausbildung in Sachsen ist nur bis zum Jahr 2020 finanziell gesichert

Pressemitteilung 2016/119

Dresden. Die Lehramtsausbildung in Sachsen ist derzeit nur noch für vier Jahre abgesichert. Das ergab eine Antwort der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange (SPD), auf eine Kleine Anfrage von Dr. Claudia Maicher, hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.

„Ein großer Teil der Beschäftigten, die an den Hochschulen die Lehramtsausbildung stemmen, ist über das sogenannte Bildungspaket 2020 finanziert. Dabei handelt es sich um Bundesmittel, die im Jahr 2020 auslaufen. Danach fallen diese Stellen weg, so ist es im sächsischen Haushalt vorgesehen“, erläutert Maicher das Problem. „An der TU Chemnitz sind davon 77 Prozent, an der Uni Leipzig 50 Prozent und an der TU Dresden 17 Prozent des Personals in der Lehramtsausbildung betroffen. An der Hochschule für Musik Dresden sind es 44 Prozent, an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig 34 Prozent.“

„Das ist insofern brisant, weil Studierende, die in diesem Herbst ein Lehramtsstudium in Sachsen aufnehmen, über das Jahr 2020 hinaus studieren werden.“

Die Ministerin verweist in ihrer Antwort darauf, dass das Hochschulgesetz eine Garantie vorsieht, das Studium beenden zu können.

„Die Frage ist nur, unter welchen Bedingungen studiert werden kann, wenn das Personal fehlt“, kritisiert die Abgeordnete. „Es ist kurzsichtig, wenn die Ministerin in diesem Zusammenhang keinen Nachbesserungsbedarf sieht und stattdessen darauf verweist, dass bis 2020 die Mittel gesichert seien. Hochschulen, Studierende und Lehrende brauchen heute verlässliche Zusagen, wie es nach 2020 weitergehen soll. Die Bekundungen der Staatsregierung im Hochschulentwicklungsplan, die Lehramtsausbildung bis 2025 sichern zu wollen, sind ohne verbindliche Mittelzuweisungen das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.“

„Ursprünglich sollte noch in diesem Jahr Klarheit geschaffen werden, was mit den Beschäftigten passiert, die heute durch das Bildungspaketprogramm finanziert werden und Arbeitsverträge über 2020 hinaus haben. Der sächsische Haushalt sieht vor, dass diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Hochschulen übernommen werden müssen. Wie wird sichergestellt, dass dies nicht zu Lasten anderer Fächer erfolgt?“, fragt Maicher.

„Eine Antwort darauf bleibt die Ministerin schuldig. Sie verschiebt das Problem stattdessen auf den Sankt Nimmerleinstag. Doch die Weichen für die Lehramtsausbildung ab dem Jahr 2020 müssen heute gestellt werden. Dazu gehört, dass die Stellen und Mittel gesichert sind. Anderenfalls droht die Abwanderung von Lehramtsstudierenden und Lehrenden in andere Bundesländer“, fürchtet die Abgeordnete.

„Lehrernachwuchs ist bundesweit gefragt. Eine bloße Ankündigungspolitik reicht nicht aus. Wir brauchen einen klaren Finanzierungsplan für die Lehramtsausbildung in Sachsen.“

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‚Bildungspaket 2020 – Auswirkungen auf die Lehramtsausbildung ab Wintersemester 2016/2017‘ (Drs 6/4273) – Antwort von Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (GRÜNE)