Kindertag: jedes dritte Kind in Leipzig ist arm

Armut verhindern!
Armut verhindern!

Vor wenigen Tagen ist der Lebenslagenreport 2009 der Stadt Leipzig veröffentlicht wurden. Schaut man sich die Ergebnisse an, zeigen sich für Leipzig alarmierendende Kennzahlen auf die man gar nicht genug hinweisen kann. Irgendwie scheint das aber nicht zu gelingen. Die Ergebnisse liegen vor, kurze Berichte in der Presse waren zu lesen, aber der laute Aufschrei bleibt aus. Man muss sich die Zahlen einmal verdeutlichen, denn es geht nicht nur um die Zukunft unserer Kinder, sondern auch um das gesellschaftliche Zusammenleben in unserer Stadt.
Mehr als 19.000 Kinder unter 15 Jahren in Leipzig sind arm. Das sind 34 % – jedes dritte Kind! Sie leben in Haushalten, die von Transferleistungen abhängig sind. In manchen Ortsteilen sind laut Bericht drei von vier Kindern auf solche Leistungen angewiesen. Armutsbetroffenheit ist dort Normalität! Gleichzeitig gibt es in diesen Stadtteilen die höchsten Anteile von Schulabgängern ohne Schulabschluss. Armut wird so verfestigt und vererbt. Arme Kinder von heute werden zu armen Eltern von morgen. Bildungsgerechtigkeit sieht anders aus.
Dies ist besonders prekär für Kinder, deren Familien neben den finanziellen Problemen keine kulturellen und sozialen Ausgleichsmöglichkeiten haben. (So bedeutet z. B. für Kinder von studierenden Eltern Armut oft keine soziale Ausgrenzung.)
Generell leben in Leipzig 96.600 Personen am Rande des Existenzminimums, das sind 18,9 % der Leipziger Bevölkerung.
Besonders erschreckend ist aber, dass das wahre Ausmaß von Armutsbetroffenheit viel höher ist. Weit mehr als die bereits erschreckenden 34 % der Kinder sind von den Folgen der Armut, von sozialer Ausgrenzung betroffen. Denn die genannten Armutsquoten beziehen all jene nicht ein, die keinen Anspruch auf Transferleistungen haben, weil ihre Einkommen etwas über der Bemessungsgrenze liegen. Sie leben faktisch am Existenzminimum und profitieren nicht von vorhandenen sozialen Leistungen, wie dem Leipzig Pass, Ermäßigungen oder Freibeträgen. Sie tauchen in der Armutsstatistik nicht auf.

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Kommenden Dienstag ist Internationaler Kindertag, ein Tag an dem besonders auf die Kinderrechte aufmerksam gemacht wird. Kinder haben das Recht auf volle Entfaltung ihrer Persönlichkeit, auf Entwicklung ihrer emotionalen, sozialen und intellektuellen Fähigkeiten und Talente – unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, ethnischer oder sozialer Herkunft, Vermögen, Behinderung, oder des sonstigen Status des Kindes oder seiner Eltern – so schreibt es das Übereinkommen über die Rechte des Kindes der Vereinten Nationen fest.
In Leipzig sehe ich stattdessen, dass nicht nur das Armutsrisiko von Kindern und Jugendlichen größer wird, sondern dass die Chancen auf freie Entwicklung ihrer Potenziale für einen großen Teil unserer Kinder sichtbar eingeschränkt werden.

Am 1. Juni werden BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ab 17.00 Uhr in Leipzig mit tausend Fahnen auf der Grünfläche am Martin-Luther-Ring (gegenüber der Straßenbahnhaltestelle Neues Rathaus) die Anzahl der von Armut betroffenen Kinder in Leipzig großflächig sichtbar machen. Zusammen mit Monika Lazar, Leipziger Bundestagsabgeordnete, werden an einem Infostand die grünen Konzepte zur Bekämpfung von Kinderarmut vorgestellt.

Weitere Informationen zur Aktion gibt es hier und hier.
Den gesamten Lebenslagenreport 2009 der Stadt Leipzig kann man hier herunterladen.