Pressemitteilung 2016/241
Dresden. Die Antwort von Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) auf die Große Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ‚Interkulturelle Kulturarbeit – Chancen für die Entwicklung von Kunst und Kultur im Einwanderungsland Sachsen‘ macht deutlich: die Staatsregierung zeigt wenig Interesse an interkultureller Kulturarbeit. Dabei liegt auch darin die Chance, für ein positives Zusammenleben im Einwanderungsland Sachsen zu sorgen.
Die Ergebnisse der Große Anfrage werden am Donnerstag, den 1. September, auf der Plenumssitzung des Sächsischen Landtags diskutiert.
Dr. Claudia Maicher, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, erklärt zur Antwort der Ministerin:
„Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) schmückt sich in den Antworten auf die Große Anfrage mit dem interkulturellen Engagement sächsischer Kultureinrichtungen. Dabei lässt sie unter den Tisch fallen, dass dies ausschließlich auf dem zusätzlichen Engagement der Kultureinrichtungen und Kunstschaffenden basiert.“
„Interkulturelle Kulturarbeit wird von der Staatsregierung bisher ausschließlich als Hilfe für Geflüchtete oder als ein Instrument zur Integration von Asylsuchenden verstanden. Dabei wirkt interkulturelle Kulturarbeit in beide Richtungen, also auch in die Aufnahmegesellschaft. Sie hilft Vorurteile zu überwinden, schafft Raum für Begegnung und ermöglicht Allen am kulturellen Leben teilzuhaben und es mitzugestalten.“
„Die Möglichkeiten des Austauschs durch Kunst und Kultur würden nicht befördert.“
„Doch eine Förderung interkultureller Kulturarbeit, die sich an alle Menschen in Sachsen richtet, gibt es nicht. Die im aktuellen Haushaltsentwurf in ihrem Ressort eingestellten Mittel für die Integration von Asylsuchenden und Geflüchteten haben mit der Förderung interkultureller Kulturarbeit nichts zu tun.“
„Nicht einmal ein Konzept für die Förderung von interkultureller Kulturarbeit will Ministerin Stange vorlegen. So lässt sie sehenden Auges eine Chance verstreichen und stößt engagierten Kulturschaffenden vor den Kopf.“
„Neue Themen in der Kunst brauchen neue Räume für selbstdefiniertes künstlerisches Arbeiten, Sprachübersetzungen von Ausstellungen, mehrsprachige Führungen oder Übertitelung von Theateraufführungen. Interkulturelle Würdigungen, Wettbewerbe und Preise wären wichtig. Dazu sind zielgerichtete Förderungen und klare Verantwortlichkeiten in der Kulturpolitik notwendig. Das läuft nicht nebenbei.“
„Für die Entwicklung einer weltoffenen Gesellschaft brauchen wir in Sachsen eine explizite Förderung interkultureller Kulturarbeit, über die Flüchtlingshilfe und die Aufgabe der Integration hinaus. Dazu gehört auch die Vernetzung der Kulturszene im Bereich interkulturelle Kulturarbeit zu unterstützen und die interkulturelle Kompetenz der Kulturverwaltung und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in staatlichen Kultureinrichtungen durch ausreichende Weiterbildung zu fördern.“
>> Antwort von Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) auf die Große Anfrage der Fraktion GRÜNE ‚Interkulturelle Kulturarbeit – Chancen für die Entwicklung von Kunst und Kultur im Einwanderungsland Sachsen‘ (Drs. 6/3015):
http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=3015&dok_art=Drs&leg_per=6&pos_dok=1
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