Fish-Bowl Diskussion über den Gesetzentwurf zur Lehrerbildung in Leipzig

Gestern fand in Leipzig die erste von drei Diskussionsveranstaltungen zum GRÜNEN Lehramtsausbildungsgesetz statt.

Bei sommerlichen Temperaturen beleuchteten meine Gästen Christoph Genzel (Referent für Lehramt des Student_innenRates der Universität Leipzig), Prof. Dr. Maria Hallitzky (Professur für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik des Sekundarbereichs. Universität Leipzig) und Dr. Hedda Beuchel (Abteilungsleiterin Lehrerausbildung, Prüfung. Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig) und ich die zentralen Herausforderungen der Lehramtsausbildung in Sachsen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten in der Fishbowl-Diskussion von Anfang an mitdiskutieren und haben davon rege Gebrauch gemacht.

Die grundlegende Frage musste zuerst beantwortet werden: braucht Sachsen überhaupt ein eigenes Lehramtsausbildungsgesetz? Immerhin belegt Sachsen bei den Bildungstests regelmäßig vordere Plätze. Für die meisten der Teilnehmenden war das allerdings kein Argument. Von einem Gesetz versprachen sie sich transparentere Entscheidungen und größere Planungssicherheit für die Lehramtsausbildung. Allerdings gab es auch Stimmen, die darauf hinwiesen, dass die bisherige Praxis in Sachsen, die Ausbildung über Verordnungen zur regeln, schnelleres Gegensteuern und Nachbessern ermöglicht.

Im Anschluss wandten sich die Teilnehmenden dem Studium an sich zu. Große Fürsprache fand der Vorschlag der GRÜNEN-Landtagsfraktion, die Lehramtsausbildung auf ein Bachelor/Master System mit gleichen Ausbildungslängen für alle Lehramtsarten zu überführen. Diese so geschaffene Gleichwertigkeit sei auch ein Zeichen der Wertschätzung des LehrerInnenberufes, wenn zwischen den Lehrämtern keine künstlichen Unterschiede in der Ausbildungstiefe gemacht würden. Allerdings dürften die Fehler der Vergangenheit, besonders bei Bachelor und Master nicht wiederholt werden. Seinerzeit war es zum Teil nicht einmal möglich von Leipzig nach Dresden zu wechseln, da das Studium an den Standorten zu unterschiedlich war.

Aber wie verhält es sich mit dem Inhalt des Studiums selbst? Dieses spezielle Thema, auch für uns überraschend, hat einen großen Teil der Diskussion dominiert. Lehramtsstudierende und Lehramtslehrende beklagten die hohe Dominanz des Fachstudiums im Lehramt. Muss eine Mathelehrkraft wirklich Mathematik auf demselben Niveau studieren, wie eine Person, die in der Mathematik später wissenschaftlich reüssieren möchte? Oder sollte nicht eher die Pädagogik und die Fähigkeit, fachliches Wissen gut zu vermitteln mehr an Bedeutung gewinnen? Die Anwesenden sprachen sich mehrheitlich dafür aus, besonders die anwesenden Lehramtsstudierenden. Unser Vorschlag, die Zentren für Lehrerbildung zur zentralen Entscheidungsinstanz in Fragen des Studiums zu machen, wurde in dieser Hinsicht als hilfreich angesehen.

Am Ende war gerade noch genug Zeit um ein zentrales Anliegen des GRÜNEN Lehrerbildungsgesetzes zumindest anzudiskutieren: der Umgang mit einer vielfältigen SchülerInnenschaft. Einigkeit bestand darin, dass Inklusion Teil der Ausbildung sein muss. Nur wie? Die Vorschläge reichten von Integration des Themas in alle Studienfächer, nicht nur das Lehramt, bis hin zu geeigneten Modulen. Letztere dürften aber keine Einmalveranstaltung sein, die man besucht und dann abhakt, sondern sich durch das gesamte Lehramtsstudium ziehen.

Und wie verhält es sich mit der GRÜNEN Forderung nach einer Ablösung des heutigen Sonderpädagogiklehramts durch ein Lehramt für inklusive Pädagogik? Diese Frage konnten wir an dem Abend aus Zeitgründen nicht mehr diskutieren und hoffen auf die nächste Veranstaltung am 4. Juli in Chemnitz.