Besuch der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig leistet wichtige Arbeit zur Aufarbeitung und Erinnerung des Einsatzes tausender ziviler Zwangsarbeiter*innen, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangener während des zweiten Weltkrieges in Leipzig.

Ich besichtigte bei meinem Besuch die aktuelle Ausstellung. Eine Karte des Leipziger Stadtgebiets, auf der die Orte der Arbeitseinsätze mit Stecknadeln markiert sind, lässt das Ausmaß der Ausbeutung erahnen. Im Gegensatz zu abgelegenen Lagern oder Haftanstalten kamen tausende damaliger Einwohner*innen und Arbeiter*innen alltäglich mit den Zwangsarbeiter*innen in Kontakt, wie Anja Kruse, zuständig für die Bildungsangebote und Fördermittelakquise der Gedenkstätte, berichtete. Heute sind es immer mehr Nachfahren von ehemaligen Zwangsarbeiter*innen, die in die Gedenkstätte kommen, um etwas über das Leid ihrer Eltern oder Großeltern zu erfahren. Die Arbeit der zwei hauptamtlichen Teilzeitkräfte und vieler Ehrenamtlicher trifft aber auch auf Interesse bei Menschen, die nicht biografisch betroffen sind, vor allem die Rundgänge auf den Spuren der Zwangsarbeit durch Leipziger Stadtteile.

Im Gespräch mit den Mitarbeiter*innen informierte ich mich als kulturpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion über die weiteren Aufbaupläne für Gedenkstätte und die aktuelle Fördersituation. Die herausragende Bedeutung der Gedenkstätte für die Erinnerungskultur in Sachsen führte dazu, dass die Gedenkstätte in der Novelle des Sächsischen Gedenkstättengesetzes im Jahr 2012 in die Liste der institutionell von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zu fördernden Einrichtungen aufgenommen wurde. Seit 2014 erhält die Gedenkstätte entsprechende Mittel, jedoch bisher auf geringem Niveau. Die Stadt Leipzig ist bereits vorher in die Grundfinanzierung eingestiegen. Ergänzend werden einzelne Projekte der Gedenkstätte mit Landesmitteln finanziert. So befindet sich die Gedenkstätte immer noch im Aufbaustadium. Für den dauerhaften Betrieb und um der steigenden Nachfrage für biografische Auskünfte und historisch-politische Bildung zu begegnen, ist die finanzielle Grundlage noch zu gering.

Ein weiteres Thema waren die Erfahrungen mit dem Förderverfahren der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Mit Blick auf die Aufarbeitungslandschaft zur Geschichte des Nationalsozialismus in Sachsen schätzen die Akteur*innen das Potenzial wesentlich höher als das ein, was bisher durch deren Projektförderung unterstützt wird. So sollte die Beratung für noch nicht geförderte Initiativen verbessert werden und die Förderfähigkeit von neuen Projektideen, die bisher nicht von der Stiftung gefördert wurden, überprüft werden. So könnten beispielsweise die Interessen von jungen Menschen besser angesprochen werden, indem Erinnerungsarbeit vor der eigenen Haustür stattfinden kann, moderne Medien eingesetzt und Bildungskonzepte erprobt werden.